Verlängerte Laktation

Die heutig gängige Lehrmeinung ist, dass eine Milchkuh einmal pro Jahr kalben muss, damit sie stets genügend Milch produziert. Bald nach der Geburt wird die Kuh wieder besamt, damit sie im nächsten Jahr ein neues Kalb gebärt. Die Laktation einer Milchkuh dauert also in der Regel ca. 305 Tage. Dies führt dazu, dass deutlich mehr Kälber geboren werden, als zur Aufrechterhaltung der Milchkuhherde erforderlich wäre. Die Überschuss-Kälber werden meist in sehr jungem Alter auf einen fremden Mastbetrieb transportiert und dort präventiv mit Antibiotika behandelt oder gar nach wenigen Tagen auf dem Geburtsbetrieb getötet.

Eine mögliche Lösung dafür ist eine verlängerte Laktation. Eine längere Laktationsdauer, das heisst eine spätere Besamung der Milchkühe, führt zu weniger Geburten und so zu einem kleineren Kälber-Überschuss. In der Praxis gibt es erst sehr wenige Betriebe, welche dies praktizieren, und meist aus Gründen wie Fertilitätsproblemen. Es gibt aber bereits einige wissenschaftliche Studien, welche verschiedene Aspekte einer verlängerten Laktation untersucht haben.
Wir haben mit Unterstützung der Haldimann-Stiftung die zugängliche veröffentlichte Literatur zur verlängerten Laktation durchforstet. Hier sind die wichtigsten Punkte und die noch offenen Fragen dazu:

Die wichtigsten Punkte aus internationalen Untersuchungen zur verlängerten Laktation

Noch offene Fragen

Unter anderem zu folgenden Fragen konnten noch keine abschliessenden Antworten in der Literatur gefunden werden:

  • Sind auch viel längere Laktation möglich und sinnvoll (es gibt Anekdoten von Laktationen bis zu 9 Jahren)?
  • Hat eine proteinreichere Fütterung einen positiven Einfluss auf die verlängerte Laktation?
  • Wie verändert sich die Milchleistung bei einem Wechsel des Kraftfutters im Verlauf der verlängerten Laktation?
  • Kann das Ergänzungsfutter auch durch Leguminosen (Klee, Luzerne, …) (teil-)ersetzt werden, um den Restriktionen aus der Bio-Verordnung gerecht zu werden?
  • Eignen sich bestimmte Rassen (und Genotypen) besser für eine verlängerte Laktation, insbesondere auch hinsichtlich der Gefahr der Verfettung? Wie sieht es mit Zweinutzungstrassen aus?
  • Wie geht man mit der vermehrten Brunst um?

Die wichtigsten dieser Fragen, vor allem zur optimalen Fütterung, sollen in einer weiteren Studie untersucht werden. Sobald wir weitere Informationen dazu haben, werden wir euch hier auf dem Laufenden halten.

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